täuschende Nachahmung (griechisch mimesis) von Gegenständen
oder Lebewesen, die für einen Fressfeind oder ein Beutetier (anders
als bei Mimikry) uninteressant sind, durch Tiere oder Pflanzen. Die Nachahmung
bezieht sich in Form und Farbe auf Tiere (Zoomimese), Pflanzen oder Pflanzenteile
(Phytomimese) oder leblose Gegenstände (Allomimese). Nachgeahmt werden
beispielsweise Blätter, Zweige, Blüten, Steine oder Kot. Während
Tarnung bewirken soll, dass der Betreffende unsichtbar wird, kann bei Mimese
der Nachahmer zwar gesehen werden, er wird aber für etwas anderes
gehalten. So werden die Gespenstschrecken der Gattung Phyllum Wandelnde
Blätter genannt, denn sie sehen aus wie Pflanzenblätter. Pflanzen
aus der Gattung Lithops heißen Lebende Steine, weil sie wirklichen
Steinen ähneln. Wenn der Untergrund nachgeahmt wird - etwa von Schmetterlingen,
die Borke imitieren -, ist der Unterschied zwischen Mimese und Tarnung
nicht immer eindeutig.
Mimikry
Nachahmung von Körperbau- und Verhaltensmerkmalen einer Spezies
durch eine andere zu deren Vorteil oder manchmal auch zum Nutzen beider
Arten. Manche Arten wehrloser Fliegen, etwa die Wollschweber, schützen
sich beispielsweise vor räuberischen Vögeln, indem sie die gelbschwarze
Körperzeichnung stechender Insekten nachahmen. Die Art, deren Eigenschaften
nachgeahmt werden, ist meist in großer Individuenzahl vertreten,
so dass ihre Wehrhaftigkeit vielen natürlichen Feinden des betreffenden
Gebiets bekannt ist. Anstatt sich also vor Fressfeinden zu tarnen, zeigen
Lebewesen, die diese Form von Mimikry einsetzen, die gleichen offenkundigen
Warnzeichen oder ein ähnliches Verhalten wie gefährliche Arten.
Mimikry kommt bei einer sehr großen Zahl verschiedener Tiere und
Pflanzen vor.
Mimikry wurde 1862 von dem britischen Naturforscher Henry Walter
Bates entdeckt. Er fand im brasilianischen Urwald zwei Familien ähnlich
gezeichneter, aber nicht verwandter Schmetterlinge. Nachdem er festgestellt
hatte, dass eine der beiden Familien für Vögel giftig war, lieferte
er eine einleuchtende Erklärung: Die fressbaren Schmetterlinge waren
geschützt, weil sie in der Evolution ähnliche Warnzeichen entwickelt
hatten. An diesem Mechanismus, Bates'sche Mimikry genannt, zeigt sich das
Prinzip der natürlichen Selektion, das Charles Darwin formulierte.
Danach erzeugen die Vögel einen Selektionsdruck, indem sie genießbare
Schmetterlinge ausmerzen, die den giftigen Arten weniger ähneln.
Eine andere Art der Mimikry, Müller'sche Mimikry genannt,
findet man vor allem bei Insektenarten, die alle gleichermaßen giftig
sind und als Schutz ähnliche Zeichnungen entwickelt haben: So braucht
nicht jede Insektenart eigene Warnzeichen zu entwickeln und viele Artgenossen
zu opfern, bis die Vögel lernen, sie zu meiden: Mehrere Arten besitzen
das gleiche abschreckende Muster, so dass Vögel, die mit diesem Muster
einmal negative Erfahrungen gemacht haben, die ganze Gruppe meiden. Müller'sche
Mimikry gibt es z. B. bei manchen Tagfaltern. Im Gegensatz zur Bates'schen
Mimikry werden die Nahrungsfeinde in diesem Fall nicht getäuscht.
Eine dritte Form der Mimikry, die Peckham'sche Mimikry, gibt
es beispielsweise bei Orchideen, die Insekten anlocken, indem ihre Blüten
die Gestalt von Insektenweibchen nachahmen. Hier soll sich der Empfänger
des Signals nicht abwenden, sondern sich dem Sender des Signals zuwenden.
Peckham'sche Mimikry zeigt sich auch bei Armflossern wie dem Seeteufel,
der Beutefische mit einem wurmähnlichen Hautauswuchs anlockt.
Jungfernzeugung
Parthenogenese, ; Entstehung eines Lebewesens aus einer unbefruchteten
Keimzelle (Gamete; siehe Fortpflanzung). Im Tierreich ist Parthenogenese
bei Insekten sehr verbreitet, in anderen Gruppen kommt sie jedoch seltener
vor. Manche Reptilien können sich ebenfalls durch Parthenogenese fortpflanzen,
aber Säugetierembryonen, die man im Labor auf diese Weise produziert,
sterben stets nach wenigen Tagen ab. Weniger häufig kommt die Parthenogenese
auch bei niederen Pflanzen vor. Wenn im Pflanzenreich Früchte ohne
Befruchtung entstehen, spricht man von Parthenokarpie. Solche Früchte
enthalten keine Samen.