auch Erdapfel, Pflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse
mit essbarer, stärkereicher Knolle. Sie wird in den meisten Ländern
der gemäßigten Klimazonen angebaut und ist dort eines der wichtigsten
Grundnahrungsmittel.
Die Pflanze wächst eigentlich mehrjährig, wird im Anbau
aber einjährig gezogen. Sie entwickelt sich aus der unterirdischen
Sprossknolle, die mehrere so genannte schlafende Augen (siehe Knospen)
besitzt. Aus diesen treiben die bis zu einen Meter langen, reich beblätterten
Triebe, die dem Boden aufliegen oder aufrecht wachsen. Die Blätter
sind gefiedert, die sternförmigen Blüten weiß oder violett
gefärbt. Als Frucht bilden die Pflanzen eine vielsamige, etwa kirschgroße
Beere. Alle oberirdischen Teile der Kartoffel - nicht jedoch die Knollen
- enthalten das giftige Alkaloid Solanin, das für die gesamte Gattung
charakteristisch ist.
Die Pflanze stammt ursprünglich aus den peruanischen Anden,
wo sie von den Indianern als Hauptnahrungsmittel angebaut wurde. Zu Beginn
des 16. Jahrhunderts wurde die Kartoffel von spanischen Entdeckern
nach Europa gebracht. Nachdem man sie zunächst als Zierpflanze hielt,
verwendete man sie ab dem 17. Jahrhundert als Nahrungsmittel, zunächst
jedoch nur für die adeligen Schichten. Insbesondere während und
nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde sie zum Grundnahrungsmittel
für die breite Bevölkerung. Im frühen 18. Jahrhundert
wurde die Kartoffel schließlich auch nach Nordamerika eingeführt.
Frisch geerntete Kartoffeln enthalten etwa 78 Prozent Wasser,
18 Prozent Stärke, 2,2 Prozent Protein, 1 Prozent Mineralstoffe,
0,1 Prozent Fett und mehrere Vitamine. Ungefähr 75 Prozent
des Trockengewichts sind Kohlenhydrate. Kartoffeln dienen nicht nur der
menschlichen Ernährung, sie sind auch ein wichtiges Viehfutter. Außerdem
dienen sie als wichtige Stärkequelle für die Herstellung verschiedener
Produkte, etwa von alkoholischen Getränken wie dem Wodka oder von
Klebstoffen. Gewöhnlich vermehrt man Kartoffeln durch Pflanzung von
Tochterknollen, die so genannten Saatkartoffeln, die zumindest ein Auge
enthalten müssen. Man pflanzt Kartoffeln in Reihen, pro Saatkartoffel
entwickelt sich eine Pflanze, die je nach Sorte 5 bis 60 neue Knollen trägt.
Einige durch Züchtung verbesserte Sorten können dagegen schneller
durch abgeschnittene Stecklinge vermehrt werden.
Man unterscheidet die Sorten nach der Konsistenz der Knollen
und der Reifezeit. So gibt es frühe und späte, fest kochende
und mehlige Sorten, wobei je nach Region unterschiedliche Gruppen bevorzugt
werden. Fruchtbare, sandige Lehmböden eignen sich am besten zum Anbau
der leichten, mehligen Kartoffeln, die von Amerikanern und Briten bevorzugt
werden; schwere, feuchte Böden sind dagegen besser für die fest
kochenden Arten geeignet, die auf dem europäischen Kontinent beliebter
sind. Verbreitete mitteleuropäische Zuchtsorten sind u. a. 'Sieglinde',
'Désirée', 'Saskia', 'Hansa', 'Astrid' und 'Quarta'. Kartoffeln
sollten in einem dunklen Raum bei 2 bis 4 °C gelagert werden.
Die bedeutendste Kartoffelkrankheit ist die Kartoffel-Kraut-
und Knollenfäule, die durch einen Pilz hervorgerufen wird. Sie bewirkt
Fäulnis und Verfärbungen an Blättern, Stängeln und
Knollen. Eine weitere Pilzart ruft den Kartoffelschorf hervor. Diese Krankheit
ist weniger verheerend, erzeugt Verletzungen, die verschiedenen fäulnisverursachenden
Bakterien das Eindringen erleichtern. Verschiedene Formen der durch Viren
verursachten Mosaikkrankheit und Kräuselkrankheit können Blätter
und Triebe befallen. Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Krankheiten.
Als gefährlichster Schädling ist der aus Nordamerika eingeschleppte
Kartoffelkäfer zu nennen. Weitere Schadinsekten sind der Kartoffel-Blatthüpfer,
der Kartoffel-Erdfloh, einige Blattlaus- und Blattfloharten sowie Nematoden
zu nennen. Siehe auch Batate.
Systematische Einordnung: Kartoffeln gehören zur Familie
Solanaceae und heißen botanisch Solanum tuberosum.
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