seelisch und oft auch körperlich bedingter Zustand, gekennzeichnet
durch den Drang des Abhängigen, sich eine bestimmte Droge bzw. ein
Arzneimittel zuführen zu müssen.
Bei stark ausgeprägter Abhängigkeit, die in der Regel körperlich
bedingt ist, spricht man von Sucht. Körperliche Abhängigkeit
besteht, wenn zur Erzielung derselben Wirkung steigende Mengen benötigt
werden (Toleranzbildung) und sich beim Absetzen des Mittels Entzugserscheinungen
äußern. Solche Entzugssymptome sind beispielsweise Übelkeit,
Diarrhöe oder Schmerzen. Sie variieren je nach Art des Suchtmittels.
Seelische Abhängigkeit liegt vor, wenn auch ohne körperliches
Entzugssyndrom ein starkes Verlangen nach dem Mittel vorhanden ist.
Das Suchtpotential eines Mittels wird häufig in Laborstudien an
Versuchstieren getestet und ermittelt. Man geht davon aus, dass ein Arzneimittel,
welches sich ein Versuchstier ständig selbst zuführt, ein hohes
Suchtpotential aufweist. Beispiele hierfür sind einige der wichtigsten
missbrauchten Arznei- und Suchtmittel wie Opium, Alkohol, Kokain und Barbiturate.
Andere Stoffe wie Marihuana und manche psychoaktive Arzneimittel scheinen
beim Menschen Abhängigkeit hervorzurufen, auch wenn sie im Tierversuch
nicht diese Wirkung erkennen ließen. Stoffe, die neben Alkohol und
Tabak häufig missbraucht werden, können in sechs Klassen eingeteilt
werden: Opioide (synthetische Opiate), sedative Hypnotika, Stimulantia,
Halluzinogene, Cannabis und Inhalationsmittel.
Die Zahl der Drogentoten ist 1997 in Deutschland (nachdem es 1996 zu
einer Zunahme gekommen war) im Vergleich zum Vorjahr von 1712 auf 1501
um zwölf Prozent zurückgegangen; damit ist wieder der Stand von
1990 erreicht. Die Zahl der Konsumenten harter Drogen (Heroin, Kokain,
synthetische Drogen) hat 1997 allerdings zugenommen. Man schätzt,
dass es in Deutschland etwa 300 000 Konsumenten harter Drogen
gibt, die Hälfte davon gilt als schwerstsüchtig. Von Arzneimitteln
sind bei uns 1,4 Millionen Menschen abhängig, von Alkohol 2,5 Millionen.
Insgesamt sind in Deutschland von Alkohol, Medikamenten oder Drogen über
vier Millionen Menschen abhängig.
Drogenmissbrauch kann heute - etwa anlässlich eines Gerichtsverfahrens
- durch Haaranalysen nachgewiesen werden. Die Drogen gelangen über
Kapillaren im Bereich der Haarwurzel in das Haar und werden in den verhornten
Haarwurzelzellen konserviert.
2.OPIOIDE Zur Klasse der Opioide zählen Arzneimittel, die chemisch
von Opium abgeleitet wurden (wie Morphin und Heroin) sowie deren synthetische
Ersatzstoffe (wie Methadon). Medizinisch angewendet dient Morphin als starkes
Schmerzmittel und gilt als Maßstab, an dem andere Schmerzmittel gemessen
werden. Dieses und andere Opiumderivate hemmen auch den Hustenreiz, vermindern
Darmbewegungen (und lindern so Diarrhöe) und lösen einen Zustand
seelischer Gleichgültigkeit aus. Heroin, ein Präparat, das aus
Morphin gebildet wird, führte man 1898 als Hustenmittel und Ersatz
für Morphin ein, da man seinerzeit seine suchterzeugenden Eigenschaften
nicht kannte. Das Suchtpotential des Heroins wurde jedoch bald deutlich
und seine Verwendung daher, auch für medizinische Zwecke, in vielen
Ländern verboten. Konsumenten berichten, dass Heroin unmittelbar nach
seiner Anwendung eine Welle des Hochgefühls auslöst; daneben
bewirkt es einen Zustand tiefer Gleichgültigkeit.
Opioide wirken unter verschiedenen Bedingungen unterschiedlich. Dabei
spielen bisherige Erfahrungen sowie Erwartungen des Konsumenten eine Rolle,
ebenso die Art der Anwendung (durch Injektion, orale - also mündliche
- Einnahme oder Inhalation). Folgende Entzugserscheinungen können
auftreten: unwillkürliches Zucken der Beine, Angstzustände, Schlaflosigkeit,
Übelkeit, Schweißausbrüche, Krämpfe, Erbrechen, Diarrhöe
und Fieber.
In den siebziger Jahren isolierten Wissenschaftler so genannte Enkephaline
(Endorphine), körpereigene Opiate, die im Gehirn natürlich vorkommen.
Sie entdeckten damit einen Mechanismus, den viele für die Ursache
der seelischen Abhängigkeit von Opioiden halten. Man nimmt an, dass
Drogen die Wirkung der Enkephaline nachahmen. Trifft diese Hypothese zu,
dann liegt der Schluss nahe, dass sich körperliche Abhängigkeit
von Opioiden bei Personen einstellen kann, die einen Mangel an natürlichen
Enkephalinen aufweisen.
"Drogen- und Arzneimittelabhängigkeit," Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2000. © 1993-1999 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.