Hülsenfrüchtler,

 Pflanzenfamilie; mit etwa 18 000 Arten einzige Familie der drittgrößten Ordnung von Blütenpflanzen. Hülsenfrüchtler sind nach den Gräsern die wirtschaftlich wichtigste Pflanzenfamilie.
 Die Familie ist weltweit vertreten. Am weitesten verbreitet ist sie jedoch in tropischen und subtropischen Regionen. Die Pflanzen zeigen bezüglich Wuchs und Blütenbildung große Vielfalt. Zwar dominieren holzige, mehrjährige Arten, aber es gibt auch viele krautige Formen und selbst einige Unterwasserpflanzen. Die Frucht, Hülse genannt, ist das charakteristische Merkmal der Familie: Es handelt sich um eine einkammerige, flache Samenhülse mit zwei Nähten. Wie bei der Erbse öffnet sich die Frucht normalerweise entlang dieser Nähte. Die Samen sind entlang einer der Nähte aufgereiht. Die Hülse ist entweder nicht aufspringend wie bei der Erdnuss, die unter der Erde reift, oder sie kann plötzlich aufplatzen, wie beim Ginster oder bei der Lupine. Außerdem variieren die Früchte stark in ihrer Größe: von wenigen Millimetern bis zu mehr als 30 Zentimeter Länge. Sie sind ein- oder mehrsamig, prächtig gefärbt oder unauffällig.
 Die Blüten der Hülsenfrüchtler sind ebenfalls vielfältig, aber alle besitzen fünf Kelchblätter, fünf Blütenblätter und Staubblätter, die zu einer Art Kelch, dem Hypanthium, um den Fruchtknoten herum verwachsen sind. Im Allgemeinen sind zehn Staubblätter vorhanden, die entweder verwachsen oder in zwei „Gruppen" aufgeteilt sind: Eine weist neun Staubblätter auf, die andere nur eines. Der Fruchtknoten, der sich später zur Frucht entwickelt, besteht aus einem einzigen Fruchtblatt und ist oberständig - d. h., er befindet sich oberhalb der Ansatzstelle der Blütenhülle.
 Ein häufiges Merkmal ist das Vorhandensein von Wurzelknöllchen, die Bakterien der Gattung Rhizobium enthalten. Diese Bakterien können gasförmigen Stickstoff, der für die Pflanzen in dieser Form wertlos ist, in Nitrat (NO3-), eine für die Pflanzen nutzbare Stickstoffform, umwandeln. Leguminosen werden oftmals gepflanzt, um den Stickstoffgehalt des Bodens zu verbessern. Siehe Stickstofffixierung
 Die Familie wird in drei Unterfamilien aufgeteilt, die oft auch als selbständige Familien behandelt werden. Arten der einen Unterfamilie sind meist krautig, besitzen einfache Blätter und sehr unregelmäßige Blüten mit zehn Staubblättern in zwei Gruppen. Diese Unterfamilie weist etwa 12 000 Arten auf, dazu zählen Erbsen, Bohnen, Erdnüsse, Sojabohnen, Klee, Blaue Luzerne, Wicke, Ginster und Lupinen. Die zweite Unterfamilie besteht hauptsächlich aus Bäumen und Sträuchern. Sie ist durch ihre doppeltgefiederten Blätter und radiärsymmetrischen Blüten mit zehn oder mehr Staubblättern gekennzeichnet, die über die Blütenblätter hinausragen. Diese Unterfamilie besteht aus etwa 3 000 Arten. Die dritte Unterfamilie beinhaltet ebenfalls meist holzige Pflanzen, die jedoch zusammengesetzte gefiederte Blätter und leicht bis sehr unregelmäßige Blüten mit zehn in einer Gruppe stehenden Staubblättern besitzen. Diese Unterfamilie umfasst ebenfalls etwa 3 000 Arten, von denen 535 einer einzigen Gattung angehören. Dazu zählen Johannisbrotbaum, Gleditschie, Judasbaum, Blauholzbaum und Tamarindenbaum.
 Referenten des Tropentages der Justus-Liebig-Universität in Gießen forderten 1997, den Anbau von Hülsenfrüchtlern vor allem in der Sahelzone zu fördern und dadurch die Böden dieses Gebiets fruchtbarer zu machen. Hülsenfrüchtler seien in den Tropen oftmals die wichtigste Proteinquelle, sie lieferten zudem Gewürze, Fasern, Holz, medizinisch nutzbare Substanzen sowie Gummi und Farbstoffe.
 Systematische Einordnung: Hülsenfrüchtler bilden die Familie Leguminosae, die auch Fabaceae genannt wird. Die drei Unterfamilien sind die Papilionoideae (oder Familie Fabaceae), die Mimosoideae (oder Familie Mimosaceae) und die Caesalpinoideae (oder Familie Caesalpiniaceae), welche die Gattung Cassia beinhaltet, die etwa 535 Arten umfasst.
 
 

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